Lexikon
Fachbegriffe einfach erklärt
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A
Akinese
Bewegungsverlangsamung bis hin zur Bewegungsunfähigkeit. Im engeren Sinne versteht man unter der Akinesie eine hochgradige Störung von Spontan- oder Mitbewegung der Skelettmuskulatur. Ursachen hierfür können extrapyramidale Störungen, beispielsweise Morbus Parkinson oder Lähmungen der Motorik sein.
Apomorphin
Medikament, das die Wirkung des Botenstoffs Dopamin im Gehirn nachahmt. Eines der eingesetzten Parkinson-Medikamente, die Verabreichung erfolgt in der Dauertherapie über eine Pumpe. Oder als akute Krisenintervention über eine subkutane Injektion.
Anticholinergika
Medikamente, die den Botenstoff Azetylcholin hemmen.
Apraxie
Unfähigkeit, zielgerichtet Bewegungen auszuführen. Die Apraxie betrifft komplexe, willkürliche Bewegungsmuster. Sie kann die Mimik, die Sprache, die Gestik oder den Gebrauch von Werkzeugen beeinträchtigen. Die Beweglichkeit selbst ist bei der Apraxie erhalten, d.h. es liegt keine Lähmung vor.
Azetylcholin
Botenstoff, der Nervenimpulse weiterleitet.
Azetylcholinesterase-Hemmer
Medikamente, die das Azetylcholin abbauende Enzym hemmen und damit die Konzentration von Azetylcholin erhöhen.
B
Begleittherapien
Eine gute Beweglichkeit steht für viele Parkinson-Patienten im Mittelpunkt. Um das zu erreichen, werden neben der medikamentösen Therapie Begleittherapien eingesetzt. Dazu gehören Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Sport und Bewegung.
Blut-Hirn-Schranke
Barriere zwischen Gehirn und Blutgefäßen, nur bestimmte Stoffe gelangen hindurch.
C
Catechol-O-Methyltransferase -COMT
Enzym, das Dopamin im Gehirn abbaut. Medikamente, die dieses Enzym hemmen (COMT-Hemmer) erhöhen somit die Konzentration von Dopamin im Gehirn.
Drei Wirkstoffe werden eingesetzt:
- Entacapon (z.B. Comtess) Dieses Medikament wird zu jeder L-Dopa-Dosis dazu gegeben, es gibt auch Kombinationspräparate
- Tolcapon (z.B. Tasmar)
- Opicapon, dieses braucht nur 1 x täglich gegeben zu werden
COMT-Hemmer
Medikamente, die das Enzym Catechol-O-Methyltransferase (COMT) hemmen. So kann wieder mehr Dopamin im Gehirn ausgeschüttet werden.
D
Decarboxylasehemmer
Medikamente, die das Enzym Decarboxylase hemmen. Dieses Enzym baut ausserhalb des Gehirns L-Dopa zu Dopamin um, welches selbst die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann. Deshalb wird jedes L-Dopa-Präparat mit einem Decarboxylase-Hemmer (entweder Carbidopa oder Benserazid) kombiniert.
Degeneration
Rückbildung von Zellen oder Organen, die häufig zu Funktionseinschränkungen führen kann.
Deutsche Parkinson Vereinigung DPV
Die Dachorganisation von über 400 Parkinson-Selbsthilfegruppen in Deutschland. Organisiert die Selbsthilfearbeit und ist zugleich Sprachrohr für die gesundheitspolitischen Anliegen der Betroffenen.
Dopamin
Botenstoff im Nervensystem, der u.a. für die Steuerung von Bewegungsabläufen verantwortlich ist. Ein Dopaminmangel wird als wesentliche Ursache der Parkinsonerkrankung angesehen.
Dopaminagonisten
Medikamente, die die Wirkung von Dopamin nachahmen. Diese Medikamente gehören zu den häufig eingesetzten Therapien der Parkinsonbehandlung.
Dyskinesien
Störung im Ablauf von Bewegungen. Sowohl als Überbeweglichkeit als auch als Unterbeweglichkeit. Dyskinesien zählen zu den Merkmalen der fortgeschrittenen Parkinsonerkrankung.
Dystonie
Muskelverkrampfung. Kann mit Schmerzen verbunden sein. Anzeichen sind „krallenartig“ verkrampfte Hände oder Füße.
Dysphagie
Schluckstörungen. Beim Essen oder Trinken kann es zu Schluckstörungen und Hustenanfällen kommen.
F
Fortgeschrittener Parkinson
Im Laufe der Jahre können sich die Einschränkungen trotz guter Medikamenteneinstellung verstärken. Ärzte und Patienten haben gemeinsam 16 Merkmale definiert, an denen eine fortgeschrittene Parkinsonerkrankung zu erkennen ist.
Freezing
Bewegungsstarre. Eine der bekanntesten motorischen Störungen der Parkinsonerkrankung. Eine Bewegung kann nicht weitergeführt werden, z.B. kommt das Gehen an einem Zebrastreifen zum Stillstand. Oft an Engstellen, Türschwellen oder Linien. Manchmal kann es helfen, bis drei zu zählen oder zu klatschen, um die Bewegung wieder in gang zu bringen.
I
Impulskontrollstörungen
Handlungen, die im Grunde normal sind, werden ins Extreme gesteigert und nehmen dadurch einen krankhaften Charakter an. Beispiele sind Spielsucht, Sexsucht, Einkaufssucht oder übertriebenes Ordnen von Gegenständen. Impulskontrollstörungen können als Nebenwirkung der Dopaminagonisten auftreten.
L
Levodopa = L-Dopa
Der Goldstandard in der Parkinsontherapie. Mit der Entwicklung von Levodopa in den 1960-er Jahren war erstmals eine kausale Therapie des Parkinson möglich. Die Levodopa-Tabletten werden im Gehirn zu Dopamin umgewandelt und gleichen dort den krankheitsdbedingten Dopamin-Mangel aus.
M
MagnetResonanz-geführter fokussierter Ultraschall MRgFUS
Ähnlich wie bei der Tiefen Hirn Stimulation werden definierte Strukturen im zentralen Nervensystem beeinflusst. Bei diesem Verfahren ist kein operativer Eingriff nötig, bislang ist in Deutschland nur ein Gerät im Einsatz im Universitätsklinikum Bonn.
Medical Cannabis
Ein relativ neuer Ansatz zur Behandlung von Schmerzen oder Schlafstörungen bei Parkinson. Wichtig: Nur ärztlich verordnete Cannabis-Präparate und zertifizierte Anwendungen (z.B. Verdampfer) verwenden!
O
On- und Off- Phasen
Dieser Begriff kennzeichnet den Wechsel von Zeiten guter Beweglichkeit zu Phasen eingeschränkter Beweglichkeit. Mehr als 2 Stunden Off-Phase pro Tag gilt als ein Merkmal der fortgeschrittenen Parkinsonerkrankung.
P
Morbus Parkinson
Medizinisch wissenschaftliche Bezeichnung der Erkrankung. Benannt nach dem englischen Arzt James Parkinson, der im frühen 19. Jahrhundert erstmals die Symptome der Erkrankung umfassend beschrieb. Am 11. April, seinem Geburtstag, findet alljährlich der Welt Parkinson Tag statt.
R
Rigor
Muskelsteifigkeit, die bei der Parkinsonerkrankung insbesondere am Morgen auftreten kann.
T
Tiefe Hirn Stimulation THS
Operatives Verfahren, bei dem Elektroden ins Gehirn eingepflanzt werden. Damit können sehr kleine, exakt definierte Regionen im Gehirn inaktiviert werden. Stark überschiessende Bewegungen, sogenannte Hyperkinesien, können so gemildert werden. Ebenso der Tremor. Dadurch kann beim fortgeschrittenen Parkinson auch der Bedarf an Medikamenten reduziert werden.
Tremor
Unkontrollierbares Zittern der Gliedmaßen, also der Hände und Füße. Dieses Zittern oder Schütteln bildet eines der sichtbaren Hauptmerkmale des Morbus Parkinson. Zusammen mit der Lähmung, also der Bewegungseinschränkung, führt das zum alten Begriff der Schüttellähmung.