ParkProReakt für bessere Versorgung

Parkinsonsymptome proaktiv, im häuslichen Umfeld behandeln, geht das? Dieser Fragestellung widmet sich das Projekt ParkProReakt. Die Behandlung von Parkinson-Patientinnen und -Patienten ist komplex und erfordert eine enge Betreuung durch fachkundiges medizinisches Personal. In Deutschland findet eine fachärztliche Betreuung allerdings oft nur einmal pro Quartal statt, manchmal sogar seltener, da der Weg zum Arzt für viele Betroffene eine Herausforderung darstellt. Oftmals fehlt es den Behandelnden außerdem an genauen Informationen und Daten darüber, wie es dem Patient oder der Patientin seit der letzten Visite ergangen ist oder ob andere Probleme aufgetreten sind. Oftmals werden zum Beispiel neue Symptome aufgrund von fehlendem Wissen bei Patient:innen und Angehörigen nicht sofort als solche erkannt und dementsprechend nicht an die Behandler:innen weitergeleitet.

Die Lösung: Einblicke in den Alltag der Patient*innen schaffen
Hier setzt ParkProReakt an: Im Zuge des Projekts entwickeln unter der Führung der Klinik für Neurologie an der Philipps Universität Marburg (M.Sc. Marlena van Munster, PD Dr. David Pedrosa), Partner aus Wissenschaft und Praxis ein neuartiges Versorgungsmodell (Partner: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V., MVB Telemed GmbH, Justus-Liebig-Universität Gießen, Praxis für Neurologie und Psychiatrie Hamburg Walddörfer, Techniker Krankenkasse, Technische Hochschule Mittelhessen, Universität zu Köln, Universität zu Lübeck, AWO Gießen und Hamburg e.V.).

Digitale Armbanduhr und mobile App
Im Rahmen des Projekts soll ein neuartiges Modell etabliert werden, um die Gesundheitsversorgung von Betroffenen aber auch deren Angehörigen zu verbessern. Ziel ist es, den Informationsaustausch zwischen Patient:innen und einem multidisziplinär behandelnden Team (bestehend aus Ärzt:innen, Parkinson Nurses und Pflegepersonal) zu stärken. Um eine möglichst individuelle Behandlung zu ermöglichen und Krankheitsverläufe zu protokollieren, werden digitale Armbanduhren und eine mobile App eingesetzt. Durch eine enge Kommunikation mit dem Behandlungsteam sollen Betroffene in ihrer Selbsthilfe unterstützt, ein detailliertes Langzeit-Monitoring ermöglicht und lange Wege zum nächsten Arzttermin vermieden werden. Ein wesentliches Ziel ist es, frühzeitig und proaktiv Änderungen der Symptome im Krankheitsverlauf zu erkennen, den Betroffenen Handlungsstrategien an die Hand zu geben und somit den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen.

Verbesserte Lebensqualität durch personenzentrierte, digitale Gesundheitsversorgung?
Mit der begleitenden ParkProReakt-Studie möchten die Projektpartner das Versorgungsmodell wissenschaftlich untersuchen. Als zentrale Betrachtungspunkte dienen dabei die Lebensqualität der Betroffenen und die Belastung der Angehörigen. Darüber hinaus werden aber auch Faktoren wie der Krankheitsverlauf oder die Kosten des neuen Modells untersucht. Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 3,8 Millionen Euro durch den Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Bei positiven Ergebnissen, besteht die Möglichkeit einer Überführung in die Regelversorgung und damit das Modell flächendeckend Parkinson-Patientinnen und Patienten in Deutschland zugänglich zu machen. Langfristig können die Ergebnisse der digital unterstützten Behandlung weiterer chronischer Erkrankungen den Weg ebnen.

Ein Anliegen des Konsortiums ist die enge Einbindung von Betroffenen. Bei einem ersten Präsenztreffen am 12.Oktober 2022 in Frankfurt waren deshalb nicht nur die Projektpartner, sondern auch Frank Deiß, der Vorsitzende des DPV Landesverbandes Hessen als Patientenvertreter anwesend und konnten einen ersten Einblick in das Projekt gewinnen. Das Foto zeigt das ParkProReakt Auftakttreffen am 12. Oktober 2022 in Frankfurt am Main.

Der Start der wissenschaftlichen Studie ist für den Sommer dieses Jahres geplant, sobald nähere Informationen hierzu vorliegen, informieren wir Sie!